„Durch die herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes wird uns besuchen das aufgehende Licht aus der Höhe, damit es erscheine denen, die sitzen in Finsternis und Schatten des Todes, und richte unsere Füße auf den Weg des Friedens.“
(Lukas 1,78-79)
Jaja, der Advent. So langsam taucht auch dieses Jahr wieder alles in vorweihnacht-liche Stimmung ein. Draußen wird es fröstelig, die Hände werden klamm. Schnee rieselt heutzutage längst nicht mehr so selbstverständlich wie früher vom Himmel. Doch überall legt sich ein Hauch von Winter über Felder und Wege. Und morgens begrüßen Eiskristalle vom Auto her all diejenigen, die auf den Weg zur Arbeit wollen.
Ich denke an… ein erstes Wochenende im Mai: Rhein in Flammen in Bonn. Alle Aus-flugsschiffe bewegten sich bunt beleuchtet rheinabwärts. Romantiker und Freiluftliebhaber, Alt und Jung warteten am Ufer. Stundenlang. Alle Jahre wieder. Der krönende Abschluss war ein eindrucksvolles Feuerwerk unterlegt von Musik.
Neben mir eine Mutter mit ihrer Tochter. Auch sie war ganz fasziniert.
Doch irgendwann: „Mama, das ist so gemein. Jetzt fällt das ganze Glitzer auf den Boden!“ Die Kleine schluchzte. Die Große tröstete.
Ich blickte wieder zum Himmel. Noch immer erstrahlten hier und da Leuchtkörper. So schnell der eine kam, war ein anderer wieder weg. Weg und vergessen. Und das eben noch so bewunderte Glitzer am Himmel? Es fiel tatsächlich runter. Keiner fing es auf.
Das Kind am Rhein, seine Enttäuschung. Beides war da zwischen all den Lichtern, den Klängen, den staunenden „Ahs“ und „Ohs“. Beides erinnere ich bis heute. Und, sind Mai und laue Nächte zwar weit entfernt, bleibt die Faszination für die Vorstellung, Glitzer einmal aufzufangen. Glitzer und Glanz dessen, was mich sehnsüchtig warten lässt. Wo ich inne-halte und fasziniert ins Staunen komme. Alle Jahre wieder.
Es ist die Sehnsucht nach Frieden und Gerechtigkeit, die sich angesichts der adventlichen Fülle in mir ausbreitet. Es ist die Vorfreude auf so manche Begegnung, bei der ich meine Erwartung mit anderen teilen kann. Ich möchte etwas auffangen und bewahren von dem Glitzern, das sich in den Augen ausbreitet, wenn wir singen: „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit; es kommt der Herr der Herrlichkeit.“ Und, was für eine Vorstellung, dass Menschen erkennbar ein Glitzern und Glänzen in den Augen haben, wenn sie entdecken: „Durch die herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes wird uns besuchen das aufgehende Licht aus der Höhe, damit es erscheine denen, die sitzen in Finsternis und Schatten des Todes, und richte unsere Füße auf den Weg des Friedens.“ (Lukas 1,78-79)
Ihnen allen wünsche ich eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit und einen guten Rutsch ins neue Jahr!
Mirjam Valerius (Pastorin der BBS Winsen)